Das Surface Go (1. Gen.) nach fast fünf Jahren Nutzung

Schon vor dem Surface Go war ich an den Microsoft-Tablets interessiert, doch sie waren einfach zu teuer für die Nutzung in der Schule und etwas Unterhaltung. Mit dem Surface Go kam endlich ein Tablet, das kompakt, portabel und günstig war. Zu Weihnachten 2018 erhielt ich das Tablet samt Tastatur und Stift, es löste mein in die Jahre gekommenes Netbook von 2014 ab, das mittlerweile auch ziemlich langsam war.

Ausstattung

Das Gerät ist mit einem schönen und hochwertigen Magnesiumgehäuse in silberner Farbe ausgestattet. Eine Kunststoffabdeckung am oberen Rand verbirgt die Antennen. Die Ecken wirken deutlich runder als bei der Pro-Serie.

Dafür sind aber auch die Displayränder sehr groß, ganz besonders verglichen mit aktuellen Geräten. Schon damals war das nicht mehr zeitgemäß und wurde erst bei den Nachfolgern verbessert. Immerhin lässt es sich mit seinen großen Rändern gut halten.

Das Display selbst ist mit 1800 x 1200 Pixeln sowie einer Diagonale von 10 Zoll hoch aufgelöst und auch die Farben überzeugen sehr. Das 3:2-Format ist zum Lesen und Schreiben sehr nützlich, bei Filmen und Serien werden aber natürlich große schwarze Ränder angezeigt. Für ältere Serien im 4:3-Format wie die Simpsons eignet es sich hingegen hervorragend.

Das Tablet hat nur drei Anschlüsse, die für Unterwegs aber ausreichen. Über den USB-C Port lässt es sich laden, für mehr Funktionen wie das Übertragen von Daten oder die Displayausgabe ist ein Adapter oder ein Hub nötig. Über den proprietären Surface Connect-Anschluss wird das mitgelieferte Ladegerät angeschlossen. Er verbindet sich magnetisch mit dem Kabel und ist daher nur locker verbunden. Stolpert jemand über das Kabel, fällt das Gerät nicht gleich zu Boden, sondern nur das Kabel. Auch die Surface Docks lassen sich darüber verbinden, aber sie kosten stolze 200 – 300 € und sind daher nicht zu empfehlen. Ein guter Hub kostet nur einen Bruchteil und bietet ähnliche Ausstattung. Drittanbieterdocks gibt es leider nicht, daher wird der Anschluss bei den meisten Nutzern wohl nur zum Laden genutzt. Ich selbst lade ausschließlich über USB-C, weil es viel universeller ist. Selbst Apple hat bei seinen Notebooks und Tablets USB-C eingeführt, der Surface Connect-Anschluss ist also einer der letzten seiner Art und verschwindet in den nächsten Jahren hoffentlich bald ganz. Der letzte Anschluss ist ganz besonders erwähnenswert, nämlich der Kopfhöreranschluss, der heutzutage eine echte Besonderheit ist.

Unterhalb des Kickstands verbirgt sich ein MicroSD-Slot, mit dem sich der interne Speicher von 64GB oder 128GB sehr einfach und kostengünstig erweitern lässt. Das würde ich mir auch für Notebooks wünschen, die sich häufig schwer oder gar nicht mehr erweitern lassen. Gerade bei hochwertigen Geräten kostet ein wenig mehr Speicher sehr viel mehr Geld.

Die Frontkamera unterstützt Windows Hello Gesichtsentsperrung, wodurch die lästige Eingabe von Passwort oder PIN entfällt. Die Qualität reicht für Videokonferenzen aus, auch wenn Smartphones zeigen, dass mehr möglich wäre. Außerdem gibt es auch eine Kamera auf der Rückseite, die sehr nützlich für das Einscannen von Dokumenten ist. Das hatte mir damals den Schulalltag deutlich erleichtert, weil große Ordnersammlungen voller Dokumente entfielen und ich viel weniger tragen musste. Eine Computertasche reichte daher völlig aus. Meine Bücher konnte ich im Schließfach in der Schule lassen.

Leistung

Schon damals war das Surface Go kein Leistungswunder, das wurde in Tests oft betont. Der verbaute Intel Pentium 4415Y mit seinen zwei Kernen und einem geringen Takt von 1,6 GHz setzte damals wie heute gelegentlich etwas Geduld voraus. Als ich das Gerät selbst in den Händen hielt, war ich dennoch sehr zufrieden. Viele Tests im Internet zeichneten ein allzu pessimistisches Bild, das sich bei mir nicht bewahrheitete.

Alltagsanwendungen wie OneNote oder Word, die ich in der Schule brauchte, laufen bestens. Auch die meisten Webseiten stellen kein Problem dar, sind sie aber komplexer, werden sie schnell träge. Die Outlook-Webanwendung ist zum Beispiel eher ruckelig. Aktuell nutze ich das Tablet größtenteils nur noch für die Videostreamingdienste, zum Lesen im Internet und für die Office-Programme. Diese Aufgaben erledigt das mittlerweile fast fünf Jahre alte Gerät immer noch ausreichend schnell, in Alltagsanwendungen schlägt es sich also nach wie vor erstaunlich gut.

Über die Jahre haben sich die Startzeiten des Systems aber deutlich verändert. Anfangs dauerte es vom Drücken des Einschaltknopfes bis zum Desktop geschätzte fünf Sekunden (inklusive Erkennung durch die Windows Hello Gesichtserkennung). Mittlerweile liegt der Startvorgang jedoch bei etwa um die 10 Sekunden, obwohl ich das System über die Jahre mehrere Male neu installiert habe. Das zeigt, dass Windows nicht mehr so schlank wie noch vor wenigen Jahren ist.

Akku

Ausgerechnet der Akku war und ist die größte Schwäche des ansonsten sehr mobilen Windows-Tablets. Microsoft selbst gab bis zu neun Stunden Akkulaufzeit an. Wenn man nur ein lokales Video ohne aktive WLAN-Verbindung auf niedrigster Helligkeit spielt, mag man diesen Wert auch erreichen, in der Praxis ist das aber kein realistisches Nutzungsszenario und daher unerreichbar.

Um den Akku zu schonen, empfiehlt es sich, zwischen einer Ladung von 30 bis 80 % zu bleiben. Als eigene Faustregel stellte ich eine Entladung von 20 % bei durchschnittlicher Nutzung und Displayhelligkeit fest. In der Praxis liegt die Laufzeit also bei etwa drei Stunden. Ignoriert man den optimalen „Ladungsbereich“ und nutzt Energiesparmaßnahmen, lässt sich aber auch ein sechsstündiger Schultag überstehen, ohne nachladen zu müssen. Die niedrigste Helligkeitsstufe zusammen mit dem Energiesparmodus war nicht sonderlich angenehm, daher habe ich häufig dennoch nachgeladen, um normal arbeiten zu können.

Über den Tag hinweg muss man also bei längerem Gebrauch mehrmals nachladen, daher sollte man unbedingt stets ein Ladegerät mitführen und Ladevorgänge im Voraus planen, oder zumindest eine Powerbank zur Erhaltung der Ladung nutzen, wenn man unterwegs ist. Das ist gerade bei einem ansonsten so mobilen Tablet sehr schade, denn die Mobilität wird stark eingeschränkt.

Die Akkuprobleme scheint Microsoft sogar in der aktuellen dritten Generation nicht behoben zu haben, hier liest man nämlich weiterhin Kritik. Ein Modell mit einem ARM-Chip könnte hier deutliche Verbesserungen bringen, das ist aber leider weiterhin nicht in Sicht.

Immerhin ist die Akkuqualität sehr gut. In fast fünf Jahren hat der Akku nach 550 Ladevorgängen immer noch eine Kapazität von 23.754 mWh der ursprünglichen 26.128 mWh. Das entspricht einem Verschleiß von nur 9 %. Der Akku ist also sehr langlebig. Das ist auch wichtig, denn ein Akkutausch ist hier, wie heutzutage bei den meisten anderen Geräten, nicht möglich.

Zubehör

Ihr volles Potenzial entfalten die Surface-Tablets erst in Kombination mit dem Type Cover, also der magnetisch ansteckbaren Tastatur, und dem Surface Pen. Obwohl die Tastatur so essenziel ist, ist sie nicht mitgeliefert und muss separat dazugekauft werden. Auch der Stift wird leider nicht mitgeliefert.

Das Type Cover ist, neben dem Kickstand, eines der großen Alleinstellungsmerkmale der Tablets. Wie der Name bereits andeutet, ist es im zugeklappten Zustand auch ein praktischer Displayschutz. Das Schreibgefühl auf der Tastatur ist gut, ihre geringe Größe fällt mir beim Schreiben kaum auf, auch wenn eine normale Tastatur selbstverständlich angenehmer ist. Unterhalb der Tastatur befindet sich auch ein Touchpad im Type Cover, aufgrund des geringen Platzes ist es aber nicht sehr groß. Für den Alltag reicht es aber dennoch aus. Leider produzieren die Tasten etwas laute Tippgeräusche, von denen sich auch schon einige Personen gestört fühlten. Außerdem hat sich an einer Ecke mittlerweile auch bei mir die Gummioberfläche leicht abgelöst. Das ist angesichts des hohen Preises von rund 100 € ärgerlich.

Zusätzlich gibt es noch den Surface Pen, den ich zwar hauptsächlich in den Schulfächern Mathematik und Physik genutzt habe, aber auch immer wieder gerne für anderes verwendet habe. Er schreibt sehr gut und produziert durch die Kurvenglättung ein schönes Schriftbild. Im Gegensatz zu traditionellen Stiften macht mir das Schreiben mit diesem Stift sogar Spaß. Ähnlich wie bei vielen anderen Tablets lässt sich der Stift magnetisch an der Seite befestigen, aber leider schabt der Stift dabei am Metallgehäuse, weshalb ich schon früh damit aufgehört habe. Etwas umständlich zu nutzen ist das „Radiergummi“ am oberen Stiftende, das wie ein normaler Bleistift radieren soll: Es gleitet leider nicht ganz so gut wie die Spitze über den Bildschirm. Auch wenn es dem Vorbild des Bleistifts weniger nahe wäre, wäre ein Knopf zum Umschalten in den Radiergummimodus praktischer.

Betriebssystem

Wenig überraschend wurde das Surface Go mit Windows 10 ausgeliefert. Für Tablets bringt es u. a. touchoptimierte Einstellungen, ein Vollbild-Startmenü und eine per Wischgeste aufrufbare Taskübersicht mit.

Da es hauptsächlich ein Desktopbetriebssystem ist und die meisten Anwendungen auf Desktops ausgelegt sind oder einfach sehr alt sind, stößt man immer wieder auf Programme, die sich nicht sehr gut per Toucheingabe steuern lassen. Viele Apps aus dem Microsoft Store wie WhatsApp oder Netflix lassen sich jedoch sehr gut auf Touchscreens bedienen. Die Microsoft Office-Anwendungen sind ebenfalls recht gut an Touchscreens angepasst worden. Einige Webseiten fallen aber leider gelegentlich durch etwas zu breite Navigationsleisten und Inhalte auf, die über die Bildschirmbreite hinaus dargestellt werden und nur durch Scrollen erreicht werden können.

Tablets werden also leider oft von den Entwicklern vernachlässigt, obwohl das Format sehr interessant ist, denn theoretisch könnte man mit einem einzigen Gerät mehrere andere ersetzen: Tablets eignen sich hervorragend für Unterhaltung und könnten so Fernseher ersetzen. Mit einer Tastatur lassen sie sich unterwegs auch produktiv einsetzen und könnten so die Aufgaben eines Notebooks übernehmen. Am Monitor angeschlossen könnten sie die Aufgaben eines Desktop-PCs erfüllen. Doch in der Praxis muss man sich eher für einen Anwendungszweck entscheiden: Android und iOS sind gut für Unterhaltungszwecke geeignet, die Toucheingabe ist hier der Standard. Die Apps haben meistens aber auch einen deutlich kleineren Funktionsumfang als ihre Gegenstücke auf Windows und lassen sich nicht so gut per Maus und Tastatur bedienen. Bei Windows ist die Situation umgekehrt: Umfangreiche Programme, die nicht touchfreundlich sind. Somit bleibt der Traum des Universalgeräts, das viele andere ersetzt, in weiter Ferne.

Supportende von Windows 10

Mit dem Supportende von Windows 10 werden 2025 viele alte, aber ansonsten funktionsfähige Geräte, welche die Anforderungen für das Upgrade auf Windows 11 nicht unterstützen, zu Elektroschrott. In diesem Fall verhindert der Intel Pentium 4415Y das Upgrade, wodurch auch das Surface Go betroffen ist.

Glücklicherweise lassen sich die Sperren des Windows 11-Installationsprogramms leicht aushebeln, beispielsweise mit Rufus. Das Programm erstellt Installationsmedien und entfernt dabei die Hardwareprüfungen, wodurch sich das Betriebssystem trotzdem installieren lässt. Anschließend sind die Anforderungen erst einmal kein Problem, mit den jährlichen Funktionsupdates wird aber wieder eine Prüfung durchgeführt, weshalb ein Upgrade sich nur durch eine Neuinstallation mit einem aktualisierten Installationsmedium durchführen lässt. Das ist zwar aufwändig, rettet das Gerät aber vor dem Elektroschrott.

Alternativ ließe sich auch Linux installieren, doch hier werden die Kameras nicht unterstützt und Microsoft Office natürlich ebenfalls nicht. Die freien Alternativen wie LibreOffice funktionieren zwar größtenteils auch gut, einen richtigen OneNote-Ersatz gibt es aber scheinbar leider nicht. Die gute Organisation der Notizen in OneNote und die Möglichkeit, mit einem Stift zu schreiben, möchte ich nicht aufgeben, daher nutze ich auf diesem Gerät vorerst weiterhin Windows.

Fazit

Trotz der geringen Prozessorleistung und der eher kurzen Akkulaufzeit ist mein Surface Go auch nach fast fünf Jahren weiterhin ein treuer Begleiter im Alltag. Besonders die Vielseitigkeit und Leichtigkeit des Tablets schätze ich sehr. Für Unterhaltung und Microsoft Office eignet es sich nach wie vor bestens. Ich kann mir gut vorstellen, dass es noch zwei bis vier weitere Jahre vor sich haben wird.


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