Den Großteil meiner Spielzeit verbringe ich an meiner Xbox Series S, weil sie einfach, komfortabel und zuverlässig ist. Dennoch gibt es gute Gründe, zusätzlich einen guten Spiele-PC zu besitzen. Manche Spiele spielen sich mit Maus und Tastatur besser, andere erscheinen einfach nicht auf der Konsole.
Der alte PC
Für solche Fälle besaß ich bisher einen PC mit einem AMD Ryzen 3 3200G, dem 8 GB DDR4-RAM zur Seite standen. Dieser 2019 gebaut Computer, der als Upgrade aus einem Intel Celeron-basierten System entstanden ist, bot auch ohne dedizierte Grafikkarte eine gute Spieleperformance. Zu dieser Zeit waren Grafikkarten aufgrund des Cryptomings sehr teuer und schlecht erhältlich, weshalb ich mich für eine APU entschied.
Da sich schon einige Jahre zuvor mein Fokus auf meine PlayStation 4 verschoben hatte, blieben für meinen PC nur Indiespiele oder weniger anspruchsvolle Titel wie Minecraft und Counter-Strike: Global Offensive übrig. In diesen Spielen schlug sich die kleine APU ziemlich gut, mit den Jahren sind die Ansprüche aber gestiegen.
Während Minecraft anfangs noch sehr flüssig spielbar war, wurde es besonders mit Update 1.18 (Caves & Cliffs: Teil II) aufgrund der deutlich größeren sowie verbesserten Berge und Höhlen anspruchsvoller und neigte daher zum Ruckeln. Bei Counter-Strike: Global Offensive hatte die APU auf niedrigen Einstellungen bei 1080p meistens noch etwa 80 FPS erreicht und sank nur selten unter 60 FPS. Counter-Strike 2 erreichte aber regelmäßig weniger als 60 FPS, was für einen Multiplayer-Shooter nicht mehr ausreichend ist. Schon länger überlegte ich daher, den PC aufzurüsten.
Das Upgrade
Ursprünglich wollte ich nur eine Einsteigergrafikkarte wie eine Nvidia GeForce GTX 1650 oder eine AMD Radeon RX 6500 XT kaufen, doch das hätte beispielsweise das Ruckeln in Minecraft nicht gelöst. Es musste also auch ein neuer Prozessor her. Und da ich schon so viel ersetzte, entschied ich mich dafür, die neuen Komponenten so zu wählen, dass auch AAA-Spiele mühelos spielbar sind. Schließlich wurde das Upgrade deutlich teurer als anfangs geplant, doch es hat sich gelohnt.
Prozessor
Beim Prozessor entschied ich mich für den AMD Ryzen 7 5800X, der aus der letzten Prozessorgeneration stammt, die noch den AM4-Sockel unterstützt. Somit musste ich mein Mainboard nicht ersetzen. Für 180 € ist dieser Prozessor immer noch ziemlich gut und als Upgrade für ein AM4-System empfehlenswert.
Ganz bewusst entschied ich mich gegen den im Internet häufig empfohlenen AMD Ryzen 7 5800X3D, weil dieser deutlich über 100 € teurer ist als die Variante ohne 3D V-Cache. Außerdem ist mein System für 1080p-Auflösung mit einer Grafikkarte der Mittelklasse gedacht, wo ein solcher Prozessor ohnehin nicht viel Sinn machen würde.
Der AMD Ryzen 7 5700X wird ebenfalls gerne als Alternative zum AMD Ryzen 7 5800X empfohlen, weil er etwas günstiger ist und eine geringere TDP hat, wodurch er einfacher zu kühlen ist. Der Preisunterschied liegt aber nur bei etwa 10 bis 20 €, weshalb ich mich für den etwas leistungsstärkeren entschied.
Der AMD Ryzen 5 5600X schied für mich recht schnell aus, weil Spiele wie Battlefield 2042 ihn vollkommen auslasten und es daher keine Leistungsreserven für zukünftige Spiele gibt.
Grafikkarte
Als Grafikkarte habe ich eine AMD Radeon RX 6600 verbaut. Sie kostet aktuell nur etwas über 200 €, kann aber die meisten Spiele auf hohen oder sogar maximalen Grafikeinstellungen bei 1080p spielen und bietet daher ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Ihre einzige Schwachstelle ist ihre Raytracingleistung, aber die scheint auch bei der Konkurrenz im niedrigen Preissegment nicht brauchbar zu sein. Außerdem sind die Qualitätsgewinne häufig eher gering und den enormen Performanceverlust einfach nicht wert.
Neben der Grafikkarte, die ich mir am Ende gekauft habe, berücksichtigte ich ebenfalls die Nvidia GeForce RTX 3050 für ungefähr 250 € und die Nvidia GeForce RTX 3060 für rund 300 €. Die erste Karte unterliegt meiner Wahl sowohl preislich als auch leistungstechnisch (vermutlich abgesehen von der Raytracingleistung) deutlich. Um interessant zu sein, müsste sie mindestens 80 € weniger kosten. Die zweite Grafikkarte ist immerhin ein bisschen schneller als die AMD Radeon RX 6600, kostet dafür aber auch stolze 100 € mehr. Dieser enorme Preisunterschied ist mir angesichts des geringen Leistungsvorteils unverständlich, weshalb ich auch diese Grafikkarte schnell ausgeschlossen habe.
Sonstiges
Neben dem Prozessor habe ich noch zwei kleinere zusätzliche Upgrades vorgenommen.
Gleich mit dem Prozessor und der Grafikkarte habe ich auch meinen Arbeitsspeicher von 8 GB DDR4-2800 auf 32 GB DDR4-3600 aufgestockt. Schon vorher gab es Anwendungen, die den RAM fast vollkommen ausgelastet haben. Aktuelle AAA-Spiele wären mit nur 8 GB RAM vermutlich nicht spielbar. Da RAM mittlerweile relativ günstig ist, habe ich gleich 32 GB gekauft, sodass ich auch in Zukunft viel Platz für Multitasking, Spiele oder auch virtuelle Maschinen haben sollte.
Zwei Wochen nach meinem Upgrade habe ich auch noch eine 4 TB M.2-SSD gekauft, weil meine interne 1 TB HDD mittlerweile einfach zu klein und zu langsam für moderne Spiele ist. In der Zwischenzeit konnte ich meine Spiele schon auf einer externen 5 TB HDD installieren. Da ich aber mittlerweile die kürzeren Ladezeiten meiner Xbox Series S gewohnt bin, setzte diese einiges an Geduld voraus.
Leistung
Aus reiner Tradition installiere ich als ersten Test eines neuen Systems gerne Minecraft (Java Edition). Ein Vorteil gegenüber den meisten anderen Spielen ist, dass sich das Spiel mit einer Größe von etwa 1 bis 2 GB sehr schnell installieren lässt.
Der AMD Ryzen 3 3200G erreichte in Version 1.20.4 mit einer Sichtweite von 16 Chunks meistens 80 bis 90 FPS, allerdings auch mit häufigen Einbrüchen unter das wünschenswerte Minimum von 60 FPS. Das neue System schwankt bei einer Sichtweite von 32 Chunks zwischen 100 und 130 FPS. Überrascht hat mich aber, dass es auch hier Einbrüche unter 60 FPS gibt. Mit installiertem Sodium und Lithium lässt sich die Bildrate auf ganze 350 bis 500 FPS steigern. Das zeigt, dass das Spiel technisch leider in einem maroden Zustand ist. Mittlerweile habe ich sogar einige Shader installiert, mit denen ich immer noch etwa 100 FPS erreiche und eine etwas schönere Grafik erhalte. Mit einigen Modifikationen lässt es sich auf diesem PC also wunderbar spielen.
Die Bedrock-Variante von Minecraft habe ich ebenfalls getestet. Da sie ursprünglich für Smartphones entwickelt worden ist, läuft sie auch auf den schwächsten Systemen sehr gut und war daher seit Erscheinen auf Windows meine erste Wahl. Auch hier spielt sich das Spiel bei einer empfohlenen Sichtweite von 46 Chunks flüssig mit einer stabilen Bildrate von 60 FPS. Leider ist die Bildrate, obwohl ich sie auf Unbegrenzt gestellt habe, auf 60 FPS begrenzt, sonst wäre hier wahrscheinlich deutlich mehr möglich. Aus reiner Neugier habe ich auch die Raytracingoption ausprobiert. Die schlechte Leistung von deutlich unter 60 FPS hatte ich erwartet, nicht aber, dass das Spiel dadurch kaum besser aussehen würde. Ein einfacher Shader liefert in der Java-Variante ein deutlich schöneres Bild.
Eines der nächsten Spiele, die ich getestet habe, war Doom Eternal. Sowohl den Vorgänger als auch dieses Spiel wollte ich schon immer mit Maus und Tastatur spielen. Bisher hatte ich es nur auf der Konsole mit dem Controller gespielt, wo man sich einfach nicht so schnell bewegen kann. Ich hatte die Demo von Doom (2016) bereits auf dem alten System ausprobiert, dort erreicht ich aber schon in der ersten Szene nur 30 bis 40 FPS. Mit der neuen Grafikkarte erreiche ich sogar auf höchsten Einstellungen 80 bis 120 FPS. Schalte ich aber Raytracing hinzu, bin ich wieder im Bereich von 30 bis 40 FPS.
Ein weiterer interessanter Titel ist Battlefield 2042. Es wurde noch auf der PlayStation 4 und der Xbox One veröffentlicht, die für ihre schwachen Prozessoren bekannt sind. Außerdem gibt es verglichen mit dem Vorgänger kaum Zerstörungseffekte. Eigentlich würde man also keine besonders hohen Ansprüche an den Prozessor erwarten. Dennoch lastet das Spiel meinen Prozessor zu ungefähr 70 % aus. Vermutlich wurde das Spiel, ähnlich wie viele andere Spiele aktuell, einfach nicht sehr gut optimiert. Auch das gelegentliche Ruckeln bei höchsten Einstellungen spricht dafür. Die Bildrate wäre sonst mit ungefähr 80 FPS gut genug. Aufgrund der Ruckler muss ich mich aber mit hohen Einstellungen zufriedengeben, wodurch ich immerhin etwa 100 FPS erreiche. Der Unterschied zwischen den verschiedenen Grafikqualitätseinstellungen ist sowieso recht gering, weshalb man auch nicht allzu viel aufgibt. Verglichen mit Battlefield V finde ich die Grafik auch auf höchsten Einstellungen eher unbeeindruckend. Hoffentlich wird der bald anstehende Nachfolger wieder ein echter Fortschritt.
Einige der Spiele in meiner Bibliothek verfügen über einen Benchmarkmodus, die Ergebnisse habe ich in der folgenden Tabelle aufgeführt. Ich habe die Grafikeinstellungen stets auf die höchste Stufe und die Auflösung auf 1080p gestellt.
Spiel | Ergebnis |
Civilization VI (KI-Test) | 7,61 s |
Civilization VI (KI-Test Gathering Storm) | 31,05 s |
Counter-Strike: Source | 290,89 FPS |
Dirt Rally | ⌀ 133,28 FPS / Min. 98,75 FPS / Max. 189,43 FPS |
Far Cry 5 | ⌀ 119 FPS / Min. 94 FPS / Max. 142 FPS |
Far Cry 6 | ⌀ 99 FPS / Min. 76 FPS / Max. 113 FPS |
Forza Horizon 5 | ⌀ 87,9 FPS / Min. 81,7 FPS / Max. 92,9 FPS |
Grand Theft Auto IV | ⌀ 65,27 FPS / CPU-Auslastung 2% |
Grand Theft Auto V | ⌀ 102 FPS / Min. 52,45 FPS / Max. 176,62 FPS |
Leider habe ich nicht allzu viele grafisch anspruchsvolle Spiele in meiner PC-Bibliothek, um sie hier testen zu können. Dennoch machen mich gerade die Ergebnisse von Far Cry 6 und Forza Horizon 5 sehr zuversichtlich, noch viele Jahre mit der AMD Radeon RX 6600 auch neue Spiele gut spielen zu können.
Praktisch alle Spiele, die ich bisher auf diesem PC ausprobiert habe, waren auf höchsten oder zumindest hohen Einstellungen flüssig spielbar. Sollten die Spiele in nächster Zeit dennoch deutlich anspruchsvoller werden, gibt es immer noch AMD FSR und RSR, mit dem man ein Spiel von einer geringeren Auflösung hochskalieren kann und somit eine höhere Bildrate bei guter Bildqualität erzielt.
Da ich vor allem Multiplayer-Shooter und Rennspiele spiele, die meistens generell nicht so hohe Erwartungen an die Hardware stellen, dürfte dieser Zeitpunkt bei mir noch mehrere Jahre in der Zukunft liegen. Außerdem scheint es mittlerweile mehr Geräte mit mittelprächtiger Leistung auf dem Markt zu geben als früher, die damit auch das Leistungsniveau senken, für das entwickelt wird. Ein besonders populäres Beispiel ist die Nintendo Switch, aber auch die immer zahlreicher werdenden PC-Handhelds oder die Xbox Series S. Auch das verlängert die Zeit, in der man mit einem PC die aktuellen Spiele gut spielen kann.
Daher glaube ich, dass mein PC mindestens für die nächsten vier Jahre gut gerüstet ist, vielleicht sogar für die nächsten sechs Jahre. Anschließend dürfte er auch weiterhin noch ein guter Zweit-PC oder ein leistungsstarker Heimserver sein.
Fazit
Die Aufrüstung meines PCs hat sich sehr gelohnt. Endlich ist er imstande, praktisch jedes Spiel meiner Bibliothek auf hohen bis höchsten Einstellungen zu spielen. Nur mangelhafte Optimierung kann den Spielspaß trüben, wie Minecraft und Battlefield 2042 zeigen, kommt glücklicherweise aber nur selten bei meinen Spielen vor. Angesichts der sehr guten Ergebnisse blicke ich positiv in die Zukunft und erwarte eine Nutzungszeit von vier bis sechs Jahren.
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